MULDENTAL IN FAHRT: BESSERES ANGEBOT BRINGT 14 PROZENT MEHR FAHRGÄSTE

27 Feb 2019

Ein dichtes Netz an Haltestellen, Fahrten an Wochenenden und bis in den späten Abend – das Modellvorhaben Muldental in Fahrt überzeugt offenbar die Fahrgäste: Die Regionalbus Leipzig GmbH verzeichnet seit Einführung der vertakteten Linien einen Fahrgastzuwachs von 14 Prozent. Am besten läuft es auf der Strecke Brandis-Gerichshain.

Landkreis Leipzig. Lohnt die Mühe? Im Gespräch mit der LVZ zog Andreas Kultscher, Geschäftsführer der Regionalbus Leipzig GmbH, jetzt ein eindeutiges Fazit zur Entwicklung der Fahrgastzahlen bei Muldental in Fahrt: „Unterm Strich haben wir einen Zuwachs von 14 Prozent zu verzeichnen.“ Dies sei ein sehr guter Wert, zumal man bedenken müsse, dass sich das Mobilitätsverhalten der Bürger nur sehr langsam ändert. „Das eigene Auto ist für viele ein hohes Gut. Bis sie das stehen lassen, muss schon einiges passieren.“ Das kreiseigene Busunternehmen unternimmt zusammen mit den weiteren Projektbeteiligten vieles, um den Bürgern diese Entscheidung zu erleichtern. Aus Sicht des Geschäftsführers müssen dabei vier Faktoren stimmen: „Angebot, Tarif, Qualität und Marketing.“

Brandis-Gerichshain ist die Vorzeigelinie

Vier Dinge, die bei der Vorzeigelinie Brandis-Gerichshain zusammenkommen. Im Reigen der Verbindungen, die mit Muldental in Fahrt gestartet sind, hat die Brandiser Stadtbus-Linie mit Abstand die Nase vorn. „Im Vorjahr haben wir von Januar bis August rund 80 000 Kunden zwischen Brandis und Gerichshain befördert. Ein sensationeller Wert“, wie Kultscher betont. „Die Strecke ist damit auf Platz acht aller Linien geschossen.“ Die Kleinbusse fahren Montag bis Samstag aller halben Stunde, ab 20 Uhr und an Sonntagen im Ein-Stunden-Takt. Da Brandis und Gerichshain zu einer MDV-Zone gehören, ist die Busfahrt quasi gratis. Wer in Gerichshain in den Zug steigt, hat die Fahrt im Brandiser Minibus schon mitbezahlt. „Nicht zu verachten ist außerdem, dass jede S-Bahn, die in Gerichshain ankommt, einen Zu- und einen Abbringer hat.“ Als Schlüssel zum Erfolg gilt neben dem Bahnanschluss das enge Haltestellennetz. „Der Brandiser Markt“, verrät Kultscher, „ist dabei die stärkste Haltestelle.“ Bereits jetzt gibt es Pläne, die Nutzung des Stadtverkehrs noch attraktiver zu machen – mit weiteren Haltepunkten in Brandis und Beucha und einem neuen Stadtverkehrstarif.

In 60 Minuten von Colditz nach Leipzig

Auch zwischen Colditz und Bad Lausick gingen die Zahlen leicht nach oben. Im Zwei-Stunden-Takt – in der Hauptverkehrszeit sogar stündlich – rollt der Bus, der den Anschluss an den Zug nach Leipziggewährleistet. „Binnen 60 ist man von Colditz aus in der Messestadt“, betont Kultscher. „Das Auto ist nicht wesentlich schneller – und es bleibt einem noch die leidige Parkplatzsuche.“ Im Linien-Ranking liegt Colditz-Bad Lausick nach der Umstellung auf Platz 32, zuvor war es ein Platz um die 60. Die Fahrgastzahlen in den Monaten Januar bis August stiegen von 14 000 im Jahr 2017 auf 22 500 im selben Vorjahreszeitraum.

Leichten Zuwachs gab es auf der Linie Grimma-Burkartshain-Wurzen: „Hier sind wir allerdings gleich mit einer großen Straßenbaustelle gestartet, was den Auftakt erschwert hat. Immerhin konnte ein Zuwachs von 39 600 Passagieren (Januar bis August 2017) auf 49 200 im gleichen Zeitraum 2018 verzeichnet werden.

Noch etwas verhalten wird die neue Möglichkeit im Lossatal genutzt. „Obwohl es in Kühren Bahnanschluss nach Leipzig und Dresden gibt, konnte die neue Buslinie noch nicht sonderlich punkten. Die Ortschaften sind ländlich geprägt. Hier kam man in der Vergangenheit ohne eigenes Auto nicht besonders weit.“ Für die Vorzüge des ÖPNV müssten die Menschen erst noch gewonnen werden. „Das“, so Kultscher, „ist ein langwieriger Prozess, wie sich an dieser Strecke zeigt.“ Nach dem Neustart hatte die Linie im Jahr 2017 insgesamt von Januar bis August 8800 Kunden, im Vorjahr im gleichen Zeitraum 10 900.

Wurzener Land kommt als nächstes dran

Handlungsbedarf sieht man bei Regionalbus vor allem für das Wurzener Land. „Hier besteht noch das alte Verkehrsnetz mit dem Effekt, dass die Zahl der Fahrgäste sinkt.“ Deshalb sei geplant, auch rund um die Domstadt ein engeres Busnetz zu knüpfen. In den Jahren 2020/2021 sollen sowohl ein Stadtverkehr für Wurzen als auch ein Regionalnetz für das Wurzener Land realisiert werden. Schon beim Feintuning sind Nahverkehrsunternehmen und Landkreis für den Stadtverkehr Grimma. „Hier planen wir zum Beispiel ein spezielles Ticket für Senioren und eine tariflich interessante Tageskarte.“

Quelle: LVZ, Simone Prenzel